Wir wollen mehr Strom aus Sonnenenergie – und dafür vorhandenes Potential nutzen. Lärmschutzwände lassen sich gut mit Photovoltaikmodulen kombinieren. Beispielprojekte in Bayern und Österreich gibt es bereits (siehe unten). Beim Neubau von Lärmschutzwänden empfehlen wir daher dringend, die Nutzung von Photovoltaik zu prüfen und möglichst umzusetzen. Das größte Potential an Lärmschutzwandmetern liegt aber im Bestand. Und der ist auch nutzbar.
In Absprache mit den jeweiligen Straßenbaulastträgern (Kommune, Landkreis, Freistaat, Bund) „können Städte und Gemeinde sowie private Betreiber bestehende Lärmschutzanlagen (Lärmschutzwand/Lärmschutzwall), unter Beachtung der Randbedingungen, die sich aus dem Straßenrecht und den Anforderungen als Verkehrsbauwerk ergeben, für Photovoltaik mitnutzen“, wie aus einer Antwort auf eine Anfrage von MdL Sabine Weigand hervorgeht.
Werdet zum Vorbild für andere Kommunen! Prüft, bei welchen Lärmschutzwänden Photovoltaik zum Einsatz kommen kann und macht euch dafür stark.
Unter dem Titel „Entdeckt die Lärmschutzwände“ wollen die Abgeordneten Ursula Sowa, Martin Stümpfig und Sabine Weigand dazu ermutigen, sich für Photovoltaik-Lärmschutzwände stark zu machen. Hier zeigen wir das Potential, dass es bereits erfolgreiche Beispiele gibt und klären wichtige Fragen. Ihr habt weitere Fragen oder bereits Erfahrungen mit dem Thema?
Wir wollen eure Erfahrungen sammeln und 2022 öffentlich zur Verfügung stellen. Damit Bayern endlich mehr flächensparende Photovoltaikanlagen an Lärmschutzwänden erhält!
Lärmschutzwände in Bayern – vorhandenes Potenzial
- Wälle an Bundesfernstraßen, Bundesstraßen, Autobahnen: 336,41km (siehe Statistik des Lärmschutzes 2016)
- Wände an Autobahnen: 266km, Bundesstraßen: 73km, Staatsstraßen: 18km (siehe Anfrage Ursula Sowa)
- Geplante Wände/Wälle an Autobahnen, Bundesstraßen, Staatsstraßen: 62,7km (siehe Anfrage Martin Stümpfig)
- Bahngleise: keine belastbare Angabe
- Kreisstraßen: keine Angabe
Für Deutschland wurde von TNC Consulting bereits 1999 ein Potential von 388 MW für Anlagen an Lärmschutzwänden an Straßen und Schienen berechnet. Mittlerweile dürfte dies aufgrund effizienterer Module und mehr Lärmschutzwänden deutlich höher sein.

Photovoltaik-Lärmschutzwände: Beispiele (eine Auswahl)
- Autobahn A3, Aschaffenburg (siehe Allgemeine Bauzeitung)
- Autobahn A96 Landkreise Starnberg und München (siehe Bayerischer Landtag)
- Bundesstraße Neuötting (siehe Nationale Klimaschutzinitiative)
- Umgehungsstraße in St. Pölten (Niederösterreichische Landesregierung)
- Bahnstrecke Bad Staffelstein-Lichtenfels, an der Autobahnbrücke A73 bei Lichtenfels, inklusive Begrünung (siehe IBC Solar)
- Gotthard-Alpentransit zwischen Schweiz und Italien (siehe Treiber Lärmschutz)

FAQs
- Kann man mit PV-Lärmschutzwänden wirtschaftlich Strom erzeugen?
- Ist eine PV-Lärmschutzwand teurer?
- Welche örtlichen Voraussetzungen braucht es?
- Wie effektiv sind PV-Lärmschutzwände?
- Wie gut schützen PV-Lärmschutzwände vor Lärm?
- Bei welchen Lärmschutzwänden kommt auch in statischer Hinsicht eine Nachrüstung in Betracht?
- Sind PV-Lärmschutzwände noch DIN-konform (DIN 1076) auf ihre Sicherheit prüfbar?
- Bestehen Verkehrsbeeinträchtigungen aufgrund von PV-Modulen?
- Gibt es staatliche Fördergelder für PV-Lärmschutzwände?
- Wer sind meine Ansprechpersonen?
Neuötting: 234 Meter, 51.500 kWh (Integriert in die Wand)
Lichtenfels: 330 Meter, ca. 95.000 kWh (2 Reihen Module schräg vor der Wand)
St. Pölten: 31,2 Quadratmeter, 5.000 kWh
Zum Vergleich: Für 1.000 kWh braucht es auf Hausdächern ca 7-10 Quadratmeter Fläche. Das Beispiel St. Pölten zeigt, hier wird sogar mit noch weniger Fläche eine entsprechende Leistung erzielt.
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Status Quo in Bayern: Es gibt vereinzelte Anlagen (siehe Beispiele oben), aber noch keine größere Initiative. Wir Grüne haben daher beantragt, dass neue und bestehende Lärmschutzwände soweit wie möglich für die Stromerzeugung genutzt werden. Der Antrag wurde im Juli 2021 abgelehnt, die Staatsregierung möchte erst 2025 diskutieren, wenn sich ein Expertengremium abschließend damit befasst hat, wie man Verkehrswege für die Stromerzeugung nutzen könnte. Kurze Erinnerung: bis dahin haben wir voraussichtlich die Hälfte des deutschen restlichen CO2-Budgets aufgebraucht.
Was macht man in Österreich? Man startet eine Innovationsplattform, auf der die Autobahnbetreiberin ASFINAG zur PV-Lärmschutzwand-Challenge aufruft und gute Konzepte für die Umsetzung sucht.
Was macht man in der Schweiz? Erstellt 2012 (!) eine umfassende Studie, die klarstellt, dass das Potential riesig ist und quasi jede Lärmschutzwand genutzt werden könnte.
Machen wir es besser als die Bayerische Staatsregierung um Söder & Co. und nehmen das Heft des Handelns in die Hand!