Die energetische Sanierung läuft viel zu schleppend. Wir Grüne fordern, das Thema ganz oben auf die Agenda zu setzen. Deutschland muss dringend schneller und besser werden, wenn es darum geht, energieschluckende Gebäude zu sanieren. Die Zeit drängt! Deutschland muss seinen CO2-Ausstoß reduzieren – und Gebäude verursachen mehr als ein Drittel der Emissionen. Energetische Sanierung tut Not!
Wichtig zu wissen: Zwei Drittel der ca. 18 Millionen Wohngebäude in Deutschland wurden vor 1979 errichtet, also bevor es energetische Standards gab. Bisher ist nur ein Viertel davon modernisiert. Der Rest hat oft hohe energetische Mängel. Diese Gebäude verbrauchen das 3-bis 5-fache an Energie.
Bis 2050 sollen alle Gebäude klimaneutral sein. Das Problem: Mit einer aktuellen Sanierungsrate von 1 % wird man das nie schaffen!
Was braucht es, damit es voran geht?
Das Bundeskabinett hat im Oktober 2019 endlich den Entwurf für das Gebäudeenergiegesetz (GEG) beschlossen. Es setzt (viel zu spät!) die EU-Gebäuderichtlinie um und führt die Verordnungen zur Nutzung erneuerbarer Energien und zur Energieeffizienz zusammen. Das Ziel: Vereinfachung und Entbürokratisierung.
Aber leider steht fest: Dieses Gesetz leistet keinen Beitrag für mehr Klimaschutz im Gebäudesektor. Es schreibt mutlos die bestehenden Standards für energieeffizientes Bauen fort. Diese sind aber viel zu niedrig!
Wir Grüne fordern dringend schärfere Vorgaben für energieeffizientes, nachhaltiges Bauen. Im Neubau muss heute schon der KfW-Effizienzhaus 40-Standard festgeschrieben werden. Bei der Sanierung von Bestandsgebäuden muss das KfW-Effizienzhaus 55 der Zielstandard sein. Ich fordere, dass der neue Entwurf des Gebäudeenergiegesetzes sich daran zu orientieren hat.
Her mit neuen KfW-Programmen!
Die KfW-Förderung ist ein bewährtes Mittel, um bauliche Standards in die Breite zu bringen. Aber auch hier braucht es dringend höhere Standards und neue Programme, um Eigentümer*innen zu weiteren Verbesserungen zu bewegen. Auch die Sanierung von Bestandsgebäuden im KfW-Effizienzhaus 55–Standard muss mit KfW-Programmen gefördert werden. Ein KfW-Förderprogramm für jedermann!
Baustoffrecycling ist ein Muss!
In Gebäuden steckt Graue Energie. Das ist die Energie, die für den Bau aufgewendet wurde. Um diese Energie nicht zu verschwenden, müssen Gebäude möglichst lange erhalten werden. Hinzu kommt: Gebäude sind echte Rohstofflager! Das sinnvolle Recycling von Baustoffen und der Einsatz von Sekundärbaustoffen beim Bau neuer Gebäude muss Pflicht sein. Hier kann Deutschland von der Schweiz lernen, wo diese Auflage schon in der Norm verankert ist.
Steuerliche Förderung für nachhaltige Lösungen!
Wir brauchen mehr Förderung von experimentellen und nachhaltigen Lösungen am Bau. Ökologische Baustoffe müssen geringer besteuert werden – Primärrohstoffe und energieintensive Technologien dagegen höher. Die Verwendung von Sekundärbaustoffen muss gefördert und steuerlich begünstigt werden. Die Vernichtung von Grauer Energie durch Abriss wiederum muss teurer sein.
Serielle Sanierung birgt Gefahren
In einem bundesweiten Pilotprojekt wird derzeit das Prinzip „serieller Sanierung“ erprobt. Dabei kommen industriell vorgefertigte Bauteile zum Einsatz, die die energetische Sanierung beschleunigen sollen. Vorbild sind die Niederlande, wo das serielle Sanieren seit Jahren angewandt wird.
Ich stehe dem Ansatz sehr kritisch gegenüber. Die Montage vorgefertigter Bauteile kann zwar als Ergänzung zu bisherigen Lösungen an manchen Stellen sinnvoll sein, sie ist aber kein Allheilmittel. Dort, wo die Sanierung von Wohngebäuden, Straßenzügen oder Siedlungen digital einheitlich durchgeplant wird, geraten Architektur und äußeres Erscheinungsbild unter die Räder. Ich setze mich für individuelle Lösungen ein, für Handwerk statt Industriemontage, die das Klimaziel ebenso erreichen.
Bauen ist mehr als pure Energie-Effizienz
Wir müssen schneller werden in der Sanierung – aber Bauen ist mehr als das pure Ringen um Energie-Einsparungen. Ökologisches, energieeffizientes Bauen muss Hand in Hand gehen mit qualitativ hochwertigem Bauen, individuellen Lösungen und einer sozial verträglichen Stadtverdichtung.
Links:
Entwurf Gebäudeenergiegesetz (GEG), (Stand Oktober 2019)
Bild (Startseite): Bauthermografie & Luftdichtheitsprüfung CC BY-SA 3.0
–