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1901 Mathildenhöhe Darmstadt
1927 Weißenhofsiedlung Stuttgart
1957 Interbau Berlin
1979 – 1984/87 IBA Berlin
2006 – 2013 IBA Hamburg
Aktuell:
IBA 2020 Basel – Gemeinsam über Grenzen wachsen
IBA Heidelberg – Wissen-schafft-Stadt
IBA_Wien – Neues soziales Wohnen | 2013 bis 2020
2017 – 2027 IBA StadtRegion Stuttgart
1899 entstand auf Initiative von Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein die Künstlerkolonie Darmstadt. Die Gesamtplanung für die Wirkungsstätte der Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe Darmstadt wurde dem jungen Architekten Joseph Maria Olbrich übertragen. Als „Markstein auf dem Wege der Lebenserneuerung“ suchten die Mitwirkenden nach einer neuen Form, „welche nicht der heutigen gewohnten Art entspricht, sondern weit vorauseilt und Zukünftiges mit einschließt“ (Joseph Maria Olbrich). Die Mathildenhöhe war ein Zeugnis der damaligen Lebensreformbewegung und fand international Anerkennung. Bereits im Mai 1901 wurde mit der Fertigstellung der Gesamtanlage die erste IBA mit dem Titel „Ein Dokument Deutscher Kunst“ eröffnet.
Die Stuttgarter Weißenhofsiedlung ist eines der bedeutendsten Zeugnisse des Neuen Bauens. Als Bauausstellung mit dem Titel „Die Wohnung“ präsentierte sie 1927 erstmals national und international die vom Deutschen Werkbund postulierten und geförderten neuen Formen des Wohnens. An der Ausstellung beteiligten sich 17 Architekten aus verschiedenen Ländern. Dazu gehörten Le Corbusier, Gropius und Scharoun. Damals waren sie nur in Kreisen der internationalen Avantgarde bekannt – heute zählen sie zu den bedeutendsten Meistern der modernen Architektur. Unter der künstlerischen Leitung von Ludwig Mies van der Rohe schufen sie ein mustergültiges Wohnprogramm für den modernen Großstadtmenschen. Es entstanden 21 Musterhäuser.
Als Antwort auf die Stalinallee präsentierte die Interbau 1957 ein Exempel für die „Stadt von Morgen“. Unter Leitung von Otto Bartning wurde das neugebaute, großbürgerliche Hansaviertel zum Prestigeobjekt für die Zurschaustellung der Überlegenheit des Westens gegenüber dem Osten. Auf Grundlage eines städtebaulichen Wettbewerbs wurden 53 international bekannte Architekten ausgewählt, darunter Alvar Aalto, Johannes Hendrik van der Brook, Jacob Berend Bakema und Pierre Vago. An die Stelle der alten Blockbebauung trat ein Mix aus Hoch- und Flachbauten inmitten einer Parklandschaft. Das Hansaviertel steht heute als städtebauliches Beispiel für die Flächensanierung der Moderne.
30 Jahre nach der Interbau wurde Berlin erneut Austragungsort einer IBA. In bewusstem Kontrast zur Interbau 1957 war die Wiederentdeckung und Rückgewinnung der durch Krieg und Mauerbau weitgehend zerstörten, historischen Innenstadt das zentrale Thema der IBA 1984/87. Damals noch Experiment, gehören die in diesem Rahmen entwickelten Instrumente und Lösungen heute zu den Standards moderner Stadtentwicklung. Dazu zählen die Bürgerbeteiligung, ökologisches Bauen, neue Wohnformen oder die Umnutzung von Gebäuden.
Der Berliner Senat gründete und finanzierte die unabhängige Bauausstellung Berlin GmbH. Die IBA-Neubau wurde 1987 beendet, während die IBA-Altbau bereits 1985 aus dem GmbH-Dach herausgelöst wurde und bis heute als private S.T.E.R.N. GmbH fortbesteht.
Die größte bewohnte Flussinsel Europas, Wilhelmsburg, sowie Veddel und der Harburger Binnenhafen zählten von 2006-2013 zum Projektgebiet der IBA Hamburg. Auf den Elbinseln bündelten sich sowohl die Probleme als auch die Potenziale heutiger Metropolen: eine internationale Stadtgesellschaft und ein zerrissenes urbanes Gefüge. Mit rund 70 Projekten hat die IBA Hamburg unter Leitung von Uli Hellweg das Gesicht dieser bis dato stark vernachlässigten Gebiete vollständig verändert.
Das finanzielle Volumen der IBA Hambugr war beachtlich. Es wurden insgesamt öffentliche Investitionen von 300 Millionen Euro ausgelöst und private Investitionen von mehr als 700 Millionen Euro durch die IBA Hamburg angestoßen. Nach Ende der Internationalen Bauausstellung ist die IBA Hamburg GmbH als städtischer Projektentwickler weiterhin tätig.
Unter dem Leitsatz „Au-delà des frontières, ensemble – Gemeinsam über Grenzen wachsen“ macht die IBA Basel die Grenzlage einer stark fragmentierten Stadtregion zum Thema. Mit Hilfe der IBA Basel sollen in einem zehnjährigen Prozess bis 2020 starke räumliche Vernetzungen im Dreiländereck vorangebracht werden. Die IBA Basel überspringt dabei als erste internationale Bauausstellung nationalstaatliche Grenzen und findet gleichzeitig in Deutschland, Frankreich und der Schweiz statt.
Die IBA Basel wird von öffentlichen Partnern aus allen drei Ländern getragen und durch Mittel der Europäischen Union finanziell unterstützt. Seit 2014 leitet Monica Linder-Guarnaccia als Geschäftsführerin die IBA Basel.
Von 2012 bis 2022 will die IBA Heidelberg Projekte und Prozesse um das Thema Wissensgesellschaft anstoßen und umsetzen. Ihr Leitthema: Wissen | schafft | Stadt. Dabei geht es in erster Linie darum, Fragen des gesellschaftlichen Wandels auf ihre städtebaulichen und architektonischen Dimensionen zu fokussieren: Wie muss sich die europäische Stadt transformieren, um den Anforderungen der Wissensgesellschaft von morgen gerecht zu werden? Heidelberg eignet sich hervorragend als Versuchsanordnung. Die Stadt verfügt über verschiedene prägnante Wissensorte von internationalem Rang. Geschäftsführender Direktor ist Michael Braum, kuratorischer Leiter Carl Zillich.
Die IBA Heidelberg ist die erste rein von einer Stadt finanzierte IBA. Sie verfügt über keine Eigenmittel für Bauinvestitionen. Daher ist sie verstärkt auf Förderprogramme und private Investitionen angewiesen. Seit Anbeginn begreift die IBA Heidelberg ihr Thema als internationale Fragestellung, die mit entsprechendem Wissenstransfer über bestehende und neue Netzwerke vor Ort wirkt und nach Antworten sucht.
In ganz Europa wachsen die Städte bei gleichzeitig schwacher wirtschaftlicher Entwicklung. Wien als eine führende Stadt auf dem Gebiet des sozialen Wohnbaus hat sich daher entschlossen, im Rahmen der „IBA_Wien 2022 – Neues soziales Wohnen“ rechtzeitig neue Wege zu suchen, um unter diesen Rahmenbedingungen auch in Zukunft leistbaren und qualitätsvollen Wohnraum in einer lebenswerten Stadt zu bieten. Die IBA_Wien fokussiert daher bewusst weniger auf die Probleme der Gegenwart als auf die Herausforderungen der Zukunft, die sich nicht nur für Wien, sondern für viele andere Städte im europäischen Raum darstellen.
Die IBA_Wien ist ein Projekt der Stadt Wien, ihr Koordinator ist Wolfgang Förster, der gemeinsam mit seinem Stellvertreter Kurt Hofstetter den Prozess leitet.
Die Region Stuttgart ist ein erfolgreicher Industrie- und Technologiestandort. Gleichzeitig steht sie vor tiefgreifenden Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft. Typische Begleiterscheinungen des Wachstums sind Flächenmangel, Mobilitätsengpässe, Wohnungsnot und hohe Immobilienpreise. Hinzu kommen Herausforderungen durch den Klimawandel, Individualisierung und Alterung der Gesellschaft sowie teils rasante Umwälzungen durch neue Technologien und die Digitalisierung.
Gesteuert wird die IBA von der IBA 2027 StadtRegion Stuttgart GmbH. Gründungsgesellschafter sind die Landeshauptstadt Stuttgart, der Verband Region Stuttgart und die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH, die Architektenkammer Baden-Württemberg sowie die Universität Stuttgart. Die Gesellschafter übernehmen anteilig die laufende Finanzierung der GmbH.
Titelfoto: Uli Hellweg (IBA Hamburg)
Textquelle und weitere Informationen: www.open-iba.de