Am Münchner Reinmarplatz bauten die städtische GEWOFAG sowie die Wohnungsbaugenossenschaft WOGENO ein generationenübergreifendes Wohnprojekt mit insgesamt 126 barrierefreien Wohnungen im Geschosswohnungsbau – davon 12 rollstuhlgerecht. Bei einer Exkursion mit Mitgliedern der Bamberger Stadtverwaltung, des Stadtrats sowie interessierten Bürgerinnen und Bürgern besuchte die Bamberger Landtagsabgeordnete Ursula Sowa das aus ihrer Sicht sehr gelungene Wohnquartier.
Preisgünstig und vernetzt
Verschiedene einkommensorientierte Förderstufen sowie eine kommunales Förderprogramm helfen dabei, günstige Mietpreise zu schaffen. Die Bauunternehmen erhielten von der Stadt München zudem ein Erbbaurecht über 99 Jahre. Dass städtische Unternehmen bzw. Genossenschaften den Bauauftrag erfüllen – anstelle rein Rendite orientierter Investoren – hilft natürlich zusätzlich den Druck auf die Mietpreise zu reduzieren. Dank der KfW-Effizienz Klasse 55 können außerdem auch die Heizkosten tendenziell niedrig gehalten werden.
Fußläufig erreichbar ist die U-Bahn, außerdem gibt es eine Mobilitätszentrale in Kooperation mit Stattauto und einige Garagen im Innenhof. Vor dem Haupteingang wurden zudem zahlreiche Fahrradbügel installiert. Vor dem AWO-Begegnungszentrum lässt sich auch kostenlos ein Lastenrad leihen. Erreichbar sind die Wohnungen durch Laubengänge. Das schafft Orte der Begegnung und schont die Gebäudefläche zugunsten des Wohnraums.
Kita und Pflegedienst im Quartier
Während im Innenhof des Quartiers eine mehrgeschossige Kindertagesstätte mit Dachbegrünung junge Familien anzieht und Kinder auf den Freiflächen spielen, schafft der ambulante Pflegedienst der Diakonie die Möglichkeit, dass hilfs- und pflegebedürftige Menschen so lange wie möglich selbständig in der eigenen Wohnung am Reinmarplatz leben können. Pflege- und Betreuungsleistung können zudem von Mieter*innen im Umkreis von 800 Metern in Anspruch genommen werden. Darüber hinaus steht eine Wohnung für Kurzzeitaufenthalte – etwa nach einen Krankenhausaufenthalt – zur Verfügung.
„Es ist immer zu begrüßen, wenn beim Bau neuer Quartiere nicht nur eindimensional an den Wohnraum gedacht wird, sondern auch die infrastrukturellen Bedürfnisse mit einbezogen werden“, kommentiert Sowa. „Gut ausgestattete Gemeinschaftsräume, die mit Veranstaltungen belebt werden, fördern den Dialog zwischen Bewohnerinnen und Bewohnern.“
Im Begegnungszentrum der Arbeiterwohlfahrt wird täglich Essen angeboten, außerdem wird zu Spielen, der Benutzung einer Musikanlage und einem Beamer sowie Sportkursen (bspw. Yoga) eingeladen. Die Initiative „Kultur am Reinmarplatz“ hat in dem Begegnungszentrum zudem einen Ort gefunden, um u.a. literarische, aber auch gesellschaftspolitische Abendveranstaltungen abzuhalten. Kürzlich veranstalteten Schachfreunde auch ein Kinderturnier in dem Raum. Die Gemeinschaft des Mehrgenerationenprojekts am Reinmarplatz fußt insgesamt sowohl auf privaten Initiativen, ehrenamtlichem Engagement als auch professioneller Unterstützung.
Die Belegung der Wohnungen ist sozial gemischt. D.h. dass es sowohl freifinanzierte, als auch geförderte Wohnungen gibt. Außerdem sorgt die unterschiedliche Wohnungsgrößte – vom Einzimmerappartement bis zur Fünfzimmerwohnung – dafür, dass sowohl Singles als auch größere Familien im Quartier leben.
Nach wie vor zu wenig Wohnungen
Die Nachfrage bei der Wohnungsbaugenossenschaft ist enorm, teilte man uns mit. Kürzlich musste man sogar einen Annahmestopp einleiten, weil die Liste der Interessent*innen um ein Vielfaches höher ist als die der verfügbaren Wohnungen. „Kostengünstiger Wohnraum ist knapp, das ist nicht nur in München deutlich spürbar“, erklärt Sowa. „Die Politik ist dabei keineswegs völlig machtlos. Städte könnten zum Beispiel durch höhere Sozialquoten dafür sorgen, dass mehr neue Wohnungen zu erschwinglichen Preisen auf den Markt kommen.“
Der Vergleich dreier Städte in der folgenden Grafik zeigt, wie verschieden hier die Herangehensweisen sind.