Ein neues Europäisches Bauhaus – Chancen für Bayern

An Initiativen und Aufrufen zu einer ökologischen Wende mangelt es nicht. Im Rahmen des europäischen „Green Deals“ hat die EU-Kommission bereits eine „Renovierungswelle“ angestoßen, um die energetische Sanierung von Wohn- und Nicht- Wohngebäuden anzukurbeln. Vor dem Hintergrund der hohen CO2-Einsparungsmöglichkeiten im Bauwesen legte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nach und hat das „neue Europäische Bauhaus“ ins Leben gerufen. Angelehnt an die Bauhaus-Bewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts, soll diese neue Bewegung eine „[…] Brücke zwischen Wissenschaft und Technologie, Kunst und Kultur schlagen […]“, um Design und Nachhaltigkeit miteinander zu verbinden.

Wir haben einen Antrag in den Ausschuss für Wohnen, Bau und Verkehr eingebracht mit der Forderung an die Staatsregierung, ebenfalls Initiative zu ergreifen und zu prüfen, wie sich der Freistaat Bayern in dem Prozess der Umsetzung des Europäischen Bauhauses mit qualitativ hochwertigen Projekten beteiligen kann.

Das Dessauer Bauhaus in den 1920er Jahren ist berühmt für die bis dahin einmaligen Synergieeffekte, die es durch die Zusammenarbeit von Kunst und Handwerk hervorgebracht hat. Es war nicht nur allein ein wichtiger Motor für die Erneuerung der Kunst, sondern auch für Wirtschaft und Gesellschaft. Tatsächlich profitierte die berühmte Kunsthochschule von einem Antriebsimpuls, der auf viele Bereiche übersprang. Dies zum Vorbild zu nehmen für interdisziplinäre Entwicklungsprozesse in den Bereichen nachhaltiges Bauen und Stadtentwicklung, verspricht enormes Innovationspotenzial – insbesondere vor dem Hintergrund der großen Herausforderungen unserer Zeit, Klimawandel und Digitalisierung.

Wenn heute das Bauhaus seinen reformerischen vorwärtstreibenden Geist bewahren will, muss es sich neu erfinden. Zu dem sozialen und künstlerischen Impuls käme heute der ökologische hinzu. Die Einsichten in die Klimakatastrophe lehren, dass wir nicht so weiter bauen können wie bisher. Denn bauen gehört zu den größten CO2 Treibern überhaupt. Tragfähige und nachhaltige Lösungen für die Städte von morgen zu finden, die die technologischen Fortschritte der Digitalisierung stetig miteinbeziehen und zu nutzen wissen, die dem Klimaschutz Rechnung tragen, indem sie Emissionen deutlich reduzieren, und die den Ansprüchen der Bevölkerung an Ästhetik und erhöhte Lebensqualität gerecht werden, das ist eine Aufgabe, die die Expertise verschiedenster Fachbereiche erfordert.

Ein Reallabor als Europäisches Bauhaus in Gründung

Wollen Bayerns Städte und Regionen nicht nur eines Tages von den Konzeptideen des neuen Europäischen Bauhauses profitieren, sondern diese auch aktiv mitgestalten und passgenaue Lösungen landesspezifischer Gegebenheiten erhalten, muss der Freistaat nun Initiative ergreifen und ein Reallabor als Europäisches Bauhaus in Gründung einrichten. An dem Reallabor sollen sich Architektinnen und Architekten, Ingenieurinnen und Ingenieure, Künstlerinnen und Künstler, Designerinnen und Designer, Wissenschaft, Studierende und alle, die einen Beitrag leisten wollen, beteiligen können. Das Reallabor soll sich nicht nur an der ersten Design-Phase beteiligen, sondern auch eines der fünf für die Durchführungsphase vorgesehenen Bauhaus-Projekte nach Bayern holen, zumal die Bauhaus-Bewegung in Form des Rosenthal-Werks in Selb und der Glaskathedrale in Amberg von Architekt Walter Gropius auch in Bayern Tradition hat.

Perspektivisch soll das Reallabor seine Arbeit darauf ausrichten, ein produktiver und beständiger Teil des europäischen Bauhaus-Netzwerks zu werden, das laut EU-Kommission ab 2023 die entwickelten Ideen und Konzepte in Europa und weltweit bekannt macht und den Menschen somit die Vorteile einer nachhaltigen Lebensweise näher bringt.

Auf unseren Antrag im Ausschuss signalisierte die CSU zunächst Zustimmung der Regierungsfraktionen. Die Staatsregierung legte dar, dass das Europäische Bauhaus aus fachlicher Sicht ein wichtiger Baustein, vor allem im Kontext des Green Deals und der Renovierungswelle sei. Das Europäische Bauhaus könne die Akzeptanz gegenüber diesen beiden großen Maßnahmen wesentlich steigern. Auch aus diesem Grund wolle die Staatsregierung das Vorhaben unterstützen. Derzeit würden verschiedene Möglichkeiten geprüft, wie das Europäische Bauhaus unterstützt werden könne. Unser Antrag sei in der Sache richtig und werde von der Staatsregierung begrüßt. Doch die Fraktionen CSU, Freie Wähler und AfD lehnten leider unseren Antrag ab.


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