Schulbesuch, 21. Juli 2020, im Rahmen der bayernweiten Schulbautour
Grundschule Herschfeld
Kirchstraße 16
97616 Bad Neustadt a.d. Saale-Herschfeld
Schüler*innenzahl: 133
Baujahr: 1961, Erweiterung: 1976, Umbau: 2016-2018
Architekturbüro: Konopatzki & Edelhäuser Architekten und Beratende Ingenieure, Rothenburg o.d.T.

Die Grundschule Herschfeld besitzt ein Himmelbett! Was für eine schöne Idee, so etwas habe ich noch nie gesehen und möchte es gern anderen Schulen als Vorbild ans Herz legen. Es sind die kleinen Dinge, die mir in Herschfeld auffallen: Teppichboden in fast allen Klassenräumen, Stühle mit Rollen und gute alte Tafeln, die mit Kreide beschrieben werden. Auch die Fensterbrüstungen sind auf Wunsch des Lehrkörpers nicht abgesenkt worden, um den Kindern keine Sicht nach draußen (und somit keine Ablenkung?) zu ermöglichen. Man kann diese Entscheidungen diskutieren, aber es wird deutlich, dass die Schulfamilie hier eigene Vorstellungen hatte und diese in Absprache mit den Planern auch umsetzen konnte. 

Der Neubau, der auf einem Teil des bisherigen Pausenhofs errichtet wurde, funktioniert nach dem Lernhauskonzept. Cluster-Lernen ist hier also möglich geworden – wenn auch in meiner Meinung nach zu kleinen Räumlichkeiten bzw. auf zu kleiner Fläche. Hier musste wohl ein Kompromiss zwischen Bauplatz und baulich-pädagogischen Wünschen gefunden werden.

Was ich wirklich bedauere, ist allerdings die Gestaltung der Außenanlagen: Die Pausenhöfe sind zum Großteil gepflastert, es gibt viel zu wenige Bäume, um Schatten zu spenden, keine Blühwiese, keinen Artenreichtum… Ich setze mich bayernweit für mehr Grün, mehr blühende, artenreiche Außenanlagen ein, die den Schüler*innen nicht nur Erholung gönnen, sondern sie auch zu kreativem Lernen und Spielen animieren. Hier wurde eine Chance vergeben – aber vielleicht fällt der Schulfamilie ja etwas ein, um durch eigenes Engagement mehr Grün auf ihr Schulgelände zu bekommen!

Fotos: Ursula Sowa

Die Grundschule Herschfeld schmiegt sich mitten im Ort an einen Hang – über die Jahrzehnte ihres Bestehens hat sie einige Erweiterungen und Umbauten erfahren: Der älteste Teil der Schule stammt aus dem Jahr 1961, in den 1970er Jahren kamen der Neubau und die Turnhalle hinzu. Für die aktuelle Erweiterung wurde der Altbau im Frühjahr 2018 abgerissen. Nun verfügt die Grundschule Herschfeld über moderne, helle Räumlichkeiten mit Teppichböden. Die Teppichböden in den meisten Klassenräumen war der explizite Wunsch der Schulleitung. „Der Boden verströmt eine warme Wohlfühlatmosphäre“, sagt Rektorin Bettina Schindler beim Besuch der Grünen-Landtagsabgeordneten, Ursula Sowa. Auch die Möbel für die jungen Schüler*innen sind ergonomisch geformt, die Stühle sind auf Rollen!

Das Planerbüro vollzog minimale Eingriffe in die Gebäudestruktur, neben der energetischen Sanierung wurden auch einige Wände entfernt, um nun einen flexibleren Unterricht gestalten zu können. „Sinnvolle Umbaumaßnahmen sollten im Zuge einer energetischen Sanierung immer mitgedacht werden!“, sagte Ursula Sowa mit Blick auf die Räumlichkeiten und die kluge Gestaltung des Eingangsbereiches: Hier verströmen Tageslichtöffnungen in der Decke ein angenehmes, natürliches Licht. 

Auf Wunsch des Lehrkörpers wurden die hohen Fensterbrüstungen in den Klassenzimmern belassen. „Die Kinder können nicht aus dem Fenster schauen, wenn sie an ihren Tischen sitzen“, bedauert die Ursula Sowa, die ebenfalls Architektin ist. „Ich sehe die Beweggründe der Schulleitung, hätte aber aus meiner Sicht niedrigere Brüstungen zum aus dem Fenster schauen oder sogar zum drauf Sitzen befürwortet.“

Der Neubau auf einem Teil des bisherigen Pausenhofs wurde nach dem Lernhausprinzip angelegt, mit verschiedenen Bereichen, die in einem Cluster zusammenwirken. „Das Cluster-Prinzip ermöglicht flexiblen und zeitgemäßen Unterricht“, lobte Sowa, „schade, dass hier nicht mehr Platz vorahnden war, denn die Fläche für eine Verwirklichung des Lernhausprinzips ist hier insgesamt zu klein bemessen.“

Die Schule bietet eine Hortbetreuung mit eigenen Räumlichkeiten wie einer Ruheinsel, einer Kreativ- und Nähwerkstatt, einem Rollenspielzimmern und einem Kinder-Bistro an. „Mir ist diese Trennung von Regelschulunterricht und Nachmittag sehr wichtig“, sagt Schindler.

Die Außenanlagen wurden ebenfalls neu gestaltet, u.a. mit Staudenpflanzungen in den dekorativen Randbereichen. Der Großteil des Schulhofs ist jedoch gepflastert. „Es fehlen Bäume und Büsche in den Bereichen, in denen die Kinder spielen“, sagt Grünen-Politikerin Sowa, „gerade jetzt im Sommer merkt man, wie wichtig, klimaangepasstes Bauen ist.“

Die Baukosten belaufen sich auf rund 8 Millionen Euro, von denen der Freistaat Bayern 3,5 Millionen Euro übernimmt. Die restlichen 4,5 Millionen Euro zahlt die Stadt Bad Neustadt a.d. Saale.

  • Die Pausenhöfe an der Grundschule Herschfeld sind gepflastert und pflegeleicht gestaltet. Das ist schade, weil es die Bewegung und Kreativität der Kinder einengt und gerade im Hinblick auf den Klimawandel kurzsichtig gedacht ist. Ich würde mich freuen, wenn die Schulfamilie und die Kommune hier mehr Grünzonen – mehr Bäume und Büsche, Blühwiesen und Rasenflächen – einbringen würden.
  • Der Neubau ist nach dem Lernhausprinzip gestaltet. Das ist zu begrüßen! Leider ist er als Lernlandschaft zu klein gedacht – wohl aus Platzmangel. Aber vielleicht finden die Lehrer*innen und Schüler*innen einen kreativen Weg, mit den neuen, flexibleren Räumlichkeiten umzugehen. Ich freue mich über Rückmeldungen!
  • Der Ganztags- und Hortbereich der Grundschule besitzt ein Himmelbett! Welch eine schöne Idee! So etwas habe ich noch nie gesehen und möchte es gern anderen Schulen als Vorbild ans Herz legen.

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