Schulbesuch, 15. September 2020, im Rahmen der bayernweiten Schulbautour
Grundschule Forchheim-Reuth
Georg-Kaffer-Straße 9
91301 Forchheim
Schüler*innenzahl: 158
Baujahr: 2010
Architekturbüro: Bahl und Bahl
Bei der Grundschule in Forchheim-Reuth handelt es sich um einen Neubau auf dem Standort des alten, mit Schimmel belasteten Schulgebäudes. Im Gespräch mit der Schulleiterin Bettina Lander wird gleich klar, dass die Schulgemeinschaft intensiv in den Planungsprozess einbezogen wurde. Allerdings sind die Schüler*innenzahlen während der dreijährigen Bauphase extrem gestiegen, so dass das Gebäude bereits bei Fertigstellung zu klein war. Glücklicherweise unterstützte der Vorgänger von Oberbürgermeister Dr. Uwe Kirschstein, OB Franz Stumpf die Belange der Schule von Anfang an und finanzierte eine Planung, die potentielle Aufstockungen mitdachte. Herr Kirschstein führt die gute Zusammenarbeit fort. Ich merke im Gespräch: Schulfamilie, Kommunalverwaltung und Planer*innen ziehen hier an einem Strang.
Besonders gefallen hat mir bei diesem Schulneubau gleich der Eingangsbereich: Von hier aus lässt sich jeder Teil der Schule erreichen. Hier liegt auch das Sekretariat und Lehrer*innen-Zimmer, in das man durch eine gläserne Front direkt beim Betreten der Schule hineinschauen kann, was sofort Offenheit vermittelt. Außerdem „begrüßt“ im Eingangsbereich ein blaues Sofa. Die Atmosphäre ist auch aufgrund der gerundeten und farbigen Wände freundlich und gemütlich.
Auffällig ist, dass die Schule direkt in einem Wohngebiet liegt. Doch sie ist nicht nur durch ihre Lage Teil des Quartiers: Die Räumlichkeiten werden auch von lokalen Vereinen fleißig genutzt. Die helle Mensa der Schule und die Küche ist dafür ein Beispiel: Hier können bei Festen Kinder und Erwachsene gemeinsam kochen.
Die Grundschule hat einen tollen, grünen Außenbereich und eine großzügige Dachterrasse, die für Spiel und Sport genutzt wird. Von hier hat man auch einen großartigen Ausblick auf das Walberla, den Hausberg Forchheims, und die Fränkische Schweiz. Das Walberla findet sich auch im Foyer der Schule als Umriss aus Holz wieder, was im Innenbereich einen gelungenen Bezug zur Umgebung schafft. Gleichzeitig ist das Holz-Walberla im Foyer eine Boulderwand!
In der gesamten Grundschule finden sich schöne, durchdachte Details: Die Garderobenräume zum Beispiel sind riesig! Warum? Hier hat jedes Kind seinen eigenen Platz für seine Jacke und andere Siebensachen. Seitdem gibt es keine Streitigkeiten mehr. Überall sind qualitativ hochwertige Materialien verbaut: Es wurde hier viel mit Holz gearbeitet, zum Beispiel in der Sporthalle. Nur der Basketballkorb hängt leider viel zu hoch für eine Grundschule, gesteht Frau Lander bei Besuch lachend.
Fotos: Hendrike Hellmann
Bei den Planungen des Schulneubaus wurde die Schulgemeinschaft intensiv eingebunden und auch die Zusammenarbeit mit der Kommunalverwaltung klappt reibungslos. Das merke ich sofort, als mir die Schulleiterin stolz ihre Schule zeigte. Bei allen Details hatte die Schulleitung Mitspracherecht und so konnte auf die Bedürfnisse der Lehrer*inne und Schüler*innen direkt eingegangen werden. Etwas wirkliches Besonderes war zur Bauzeit vor zehn Jahren die digitale Ausstattung der Schule: Alle Klassenzimmer sind mit einer digitalen Tafel und mit W-Lan ausgestattet. Außerdem hatten zu Beginn alle Schüler*innen Laptops im Laptopwagen; seit einem Jahr sind es nun Tablets.
Bei dieser Grundschule zeigt sich jedoch auch, was schieflaufen kann: Bereits bei der Fertigstellung des Schulneubaus war das Gebäude für den Bedarf zu klein. Die Schule war für sechs Klassen geplant – beim Einzug waren es sieben, jetzt und in Zukunft sind und werden es acht Klassen sein. Außerdem ist die Schule seit vier Jahren eine Offene Ganztagesschule mit großem Zulauf (neun Gruppen). Oberbürgermeister Kirschstein regt deswegen an, dass bei der Prognose der Schüler*innenzahlen nicht primär die Geburtenrate, sondern auch andere Faktoren, wie beispielsweise ein geplantes Neubaugebiet im Einzugsbereich der Schule, miteinbezogen werden sollten.
Aufgrund der Raumknappheit werden nun alle Räume kreativ doppelt und dreifach genutzt: Für die Nachmittagsbetreuung, als Elternsprechzimmer, als Gruppenarbeitsraum, für Vereine. Neue Unterrichtsformen brauchen aber mehr Platz, deswegen ist der sehnlichste Wunsch der Schule, größere Räume und auch mehr Räume zu haben. Frau Lander wünscht sich vor allen Dingen einen Musikraum und eine Lernwerkstatt für die Schule. Die Dachterrasse muss demnächst wohl leider weichen, da hier Klassenräume aufgestockt werden. Zum Glück wurde diese potentielle Aufstockung bei der Planung der Schule gleich mitgedacht. Die Mehrkosten für diese Planungsleistung wurden durch die staatliche Förderung aber leider nicht gedeckt, kritisiert Oberbürgermeister Kirschstein. Dabei macht eine vorausschauende Planung das spätere An- oder Umbauen wesentlich kostengünstiger, ist also eine gute Investition in die Zukunft.
- Neue pädagogische Konzepte sowie die Ganztagsbetreuung benötigen mehr Platz, daher sollte den Schulen von Beginn an größere Räume zugestanden werden.
- Bei der Prognose der Schüler*innenzahlen sollten nicht nur die Geburtenrate, sondern verbindlich auch andere Faktoren wie ein geplantes Neubaugebiet im Einzugsbereich der Schule miteinbezogen werden.
- Planungen, die ein Wachstum der Schule und potentielle Aufstockungen vorhersehen, sind natürlich teurer. Diese Mehrkosten, die sich in der Zukunft aber rechnen, sollten von der staatlichen Förderung gedeckt werden und nicht vom Sachaufwandsträger selbst getragen werden müssen.
- Gutgestellte Kommunen wie die Stadt Forchheim haben genug Expertise und Erfahrung in der eigenen Kommunalverwaltung, um gute Schulen zu bauen. Kleineren Kommunen, die „einmal in 50 Jahren“ eine neue Schule bauen, sollten Beratungsangebote zur Verfügung gestellt bekommen. Denkbar wäre dies durch die Schaffung eines Kompetenzzentrums Schulbau für Bayern.