Fast überall in Oberfranken geht die Grundwasserneubildung teils drastisch zurück. Nur Bamberg kann die Wassermenge halten – allerdings weiterhin auf außerordentlich niedrigem Niveau. Wir haben über die Themen Grundwasser und Baumsterben mit dem Klimaforscher Prof. Dr. Thomas Foken sowie dem 2. Vorsitzenden des Bund Naturschutz Bamberg, Erich Spranger, gesprochen.
Die Klimakrise hat auch Auswirkungen auf das Grundwasser. Die Niederschlagsmengen werden insgesamt zwar auf ähnlichem Niveau wie derzeit bleiben. Allerdings ist das Frühjahr niederschlagsärmer und es kommt zu mehr Starkregenereignissen im Sommer, d.h. dass ein Großteil des Niederschlags geballt, in kurzer Zeit auf die Erde fällt. So viel Wasser kann der Boden nicht auf einmal aufnehmen, daher fließt mehr Wasser oberflächlich ab, als letztlich bis ins Grundwasser versickern könnte. Die Neubildung von Grundwasser nimmt u.a. daher ab. Das bestätigen auch die Daten der oberfränkischen Wasserwirtschaftsämter in Kronach und Hof sehr eindrücklich (siehe unten).
Im Untersuchungszeitraum 2009-2018 ist die Grundwasserneubildung im Vergleich zum Zeitraum 1971-2000 im Bereich des Wasserwirtschaftsamtes Hof im Schnitt um rund ein Viertel zurückgegangen. Im Kreis Wunsiedel sogar um mehr als ein Drittel! Im Bereich des Wasserwirtschaftsamtes Kronach (westliches Oberfranken) liegt der Rückgang im Schnitt nur bei etwa sieben Prozent, in Coburg allerdings mit rund einem Viertel besonders hoch.
Bamberg (Stadt und Landkreis) sowie Forchheim schneiden oberfrankenweit mit Abstand am besten ab. Der Rückgang dort fällt deutlich geringer aus (zwischen +1 und -3%), jedoch stagniert die Grundwasserneubildung hier seit Jahren auf niedrigem Niveau. Denn die absoluten Zahlen der Grundwasserneubildung sind höchst unterschiedlich. Während in Forchheim mit 160mm/Jahr die Grundwasserneubildung auf sehr hohem Niveau bleibt (höchster Wert in ganz Oberfranken), bildet die Stadt Bamberg mit nur 63mm/Jahr das oberfrankenweite Schlusslicht bei der Grundwasserneubildung.
Mehr Verdunstungsenergie durch höhere Versiegelung in Bamberg
“Die Stadt Bamberg hat deutlich weniger Niederschlag als der Steigerwald oder die Frankenalb, etwa 20-30 %, was ca. 200 mm pro Jahr entspricht”, erklärt der Bischberger Klimaforscher Prof. Dr. Thomas Foken. Dadurch steht ohnehin wenig Wasser zur Verfügung. “Zudem hat Bamberg eine hohe Verdunstung, da die Stadt im Lee des Steigerwaldes aufgrund der höheren Sonnenscheindauer und höherer Temperaturen auch mehr Verdunstungsenergie aufweist.” Auch der urbane Versiegelungsgrad, also der große Anteil überbauter oder etwa asphaltierter Flächen, spielt eine Rolle. “Wo weniger Wald ist, verdunstet ebenfalls mehr Wasser. Und durch den hohen Versiegelungsgrad ist auch der oberflächliche Abfluss von Wasser höher als etwa in bewaldeten Gebieten”, so der Klimaforscher. „Wir müssen daher den Flächenverbrauch in Bayern deutlich senken“, so die Abgeordnete Ursula Sowa. „Ich möchte an dieser Stelle auf den grünen Gesetzesentwurf zum Thema Flächenverbrauch hinweisen“.
Trockenheit führt nicht nur zu weniger Grundwasser sondern auch zu Baumsterben
Erich Spranger vom Bund Naturschutz Bamberg ergänzt, dass für die Nutzung des Grundwassers neben der Neubildung auch die Speicherfähigkeit und Leitfähigkeit des Untergrunds eine wichtige Rolle spielt. “Vereinfacht gesagt kommen im Raum Bamberg mit dem Sandsteinkeuper, den Schichten des Juras sowie den Talfüllungen von Main und Regnitz Schichten vor, bei denen Grundwasser zwar potentiell gut genutzt werden kann,” so Spranger. Aber durch die geringere Grundwasserneubildung und das verstärkte Abfließen von Grundwasser in Flüsse und Bäche mit Niedrigwasser sinke der Grundwasserstand. “Gerade in den letzten Jahren ist dies an den niedrigen bis sehr niedrigen Pegelständen der meisten Grundwassermessstellen im Raum Bamberg gut abzulesen,” gibt Spranger zu bedenken.
Eine Vielzahl an Gründen sorgt also dafür, dass es – etwa in Bamberg – so wenig Wasser bis tief in die Grundwasserreservoirs schafft. „Das Baumsterben, welches wir in Bamberg und anderen Gegenden beobachten, hat aber vor allem einen anderen Grund“, so Foken. „Boden kann nur eine bestimmte Menge Wasser binden. Diese Menge hängt vom Boden ab und kann kleinräumig sehr unterschiedlich sein. Wir sprechen hier von Feldkapazität. Erst wenn diese Kapazität überschritten wird, kann Wasser versickern.“
Anstelle von Überschreitungen der Feldkapazität kam es aber zuletzt oft zu Unterschreitungen. „Etwa aufgrund geringen Niederschlags und hoher Verdunstung durch hohe Temperaturen“, so Foken. In trockenen Phasen kommt der wenige Regen zudem schlicht nicht in tieferen Schichten an. „Dadurch wird der sogenannte Welkepunkt erreicht“, erklärt Foken. „Unterhalb dessen können Pflanzen kein Wasser mehr aufnehmen, auch wenn oberflächennah noch etwas im Boden vorhanden ist. Gerade große Bäume leider darunter.“
Die Bäume in unseren Städten haben zu wenig Platz
Spranger verweist ergänzend auf oftmals zu kleine Baumscheiben an Straßen. „Wo Bäumen nur wenige Quadratmeter zur Verfügung stehen, um Wasser aufzunehmen, ist mittlerweile auch ihr Überleben gefährdet.“ Deshalb besteht dringend politischer Handlungsbedarf um den sinkenden Grundwasserständen entgegenzuwirken. Die Bamberger Landtagsabgeordnete Ursula Sowa dazu: „Der Klimawandel stellt uns auch vor die Herausforderung des Wassermangels. Wir müssen unsere Wassernutzung und die Begrünung unserer Innenstädte an dieses Problem anpassen“. Wir müssen daher abwägen, wie viel Wasser uns zu Verfügung steht und wie wir dieses nachhaltig einsetzen können.
Die beiden PDF stammen von den Wasserwirtschaftsämtern aus Kronach sowie Hof und wurden uns auf Anfragen vom 28. Oktober 2020 zugesendet.
Bild: daeron/pixabay