Schulbesuch, 23. Juli 2020, im Rahmen der bayernweiten Schulbautour
Jean-Paul-Grund- und Mittelschule
Egerstraße 64
95632 Wunsiedel
Schüler*innenzahl: 330 (Grundschule) – 227 (Mittelschule)
Baujahr: 1920, Erweiterung: 1967 -1972 , Umbau: 2012-2018
Architekturbüro: Dömges Architekten, Regensburg in ARGE mit Kuchenreuther Architekten, Marktredwitz
Auf dem Pausenhof schweift der Blick ins Fichtelgebirge: Grün und Wald – welch eine Erholung für das Auge und die Seele. Aber an diesem heißen Tag strahlen die Pflastersteine trotzdem eine unerträgliche Hitze ab. „Das möchte ich grüner haben“, erklärt mir Rektor Stefan Müller. Ich kann dem nur zustimmen! Mehr Mut zu artenreichen Blühwiesen und großen Bäumen – für eine wirklich erholsame Pausenzeit.
Die Jean-Paul-Grund- und Mittelschule in Wunsiedel ist organisch gewachsen – von den 1920er Jahren über die 1970er Jahre bis heute hat jede Epoche der Schule ihren Stempel aufgedrückt. Architektonisch spannend! Aber auch eine Herausforderung für die Planer.
Es freut mich, dass die Schulfamilie in über 160 Planungssitzungen ihre Wünsche für den Schulumbau anbringen konnte: „Unsere Schule wird ein Schmuckstück – sowohl innen als auch außen“, schwärmt Rektor Stefan Müller. Er konnte einen neuen Werkraum durchsetzen und sogar die Schwimmhalle wird derzeit generalsaniert: Nicht selbstverständlich in Zeiten knapper Kommunalkassen!
Schade, dass die Schulfamilie fast drei Jahre auf den heiß ersehnten Baubeginn warten musste, bereits 2010 war der Bauantrag gestellt worden. In Anbetracht der zeitlich begrenzten Schulzeit ein Verlust für eine ganze Grundschulgeneration.
Insgesamt hat die Grund- und Mittelschule Wunsiedel von der Sanierung profitiert: Besonders die Ganztagsbereiche strahlen eine schöne Lebendigkeit und Wohlfühlatmosphäre aus. Bei meinen Schulbesuchen wird mir eins immer klarer: Wo Ganztag stattfindet, da ist Leben!
Fotos: Ursula Sowa
Die Jean-Paul-Grund- und Mittelschule in Wunsiedel besteht aus einer gewachsenen Gebäudestruktur. Das älteste Bauteil stammt aus dem Jahr 1920, in den Jahren 1967 -1972 wurden größere Anbauten vorgenommen. Die Treppenaufgänge sind luftig und mit Kunstwerken der Schüler*innen ausgestattet. Die Eingänge zu den beiden Schulen befinden sich in den rechts und links angelagerten neueren Gebäudeteilen, im mittleren Altbau war bis zur Sanierung die Musikschule untergebracht. Die Musikschule musste wegen der wachsenden Schüler*innenzahlen nun ausziehen: „Eigentlich schade“, sagt Rektor Stefan Müller beim Besuch der Grünen-Landtagsabgeordneten Ursula Sowa.
Im Zuge der energetischen Sanierung ab 2013 wurden bzw. werden neben den Unterrichtsgebäuden auch die Dreifachturnhalle sowie die Schwimmhalle generalüberholt. Die Schulfamilie war eng in die Planungen eingebunden. In über 160 Sitzungen wurde gemeinsam mit der Stadt Wunsiedel und den Planern über die bauliche Zukunft der Schule beraten. „Unsere Schule wird ein Schmuckstück – sowohl innen als auch außen“, schwärmt Stefan Müller. Der Schulleiter der Mittelschule kam erst mitten in der Bauphase an die Schule, konnte aber noch eigene Wünsche in die Planungen einbringen. So wurden aufgrund seiner Einflussnahme ein Werkraum realisiert sowie der ehemalige Kinosaal zu einem Gymnastikraum umgebaut.
Bereits 2010 war der Bauantrag für den Schulumbau gestellt worden – 2013 war dann endlich Baubeginn. „Wir haben (zu) lange warten müssen“, sagt Müller. Eine weitere Kritik des Rektors: Die staatlich angesetzten Kostenrichtwerte seien zu niedrig, gerade wenn so komplizierte Gebäudestrukturen aus mehreren Epochen vorhanden sind wie in Wunsiedel.
Insgesamt hat die Grund- und Mittelschule Wunsiedel von der Sanierung profitiert: neben der energetischen Aufwertung wurden neue Bereiche für die offenen und gebundenen Ganztagsklassen mit Kickern und eigenen Grünräumen geschaffen, hölzerne Sitzgruppen lockern die Aufenthaltsbereiche auf. „Wo Ganztag stattfindet, da ist Leben!, sagt Ursula Sowa.
Auf den großzügigen Pausenhöfen schweift der Blick ins nahe Fichtelgebirge. Dennoch gibt es in der Gestaltung der gepflasterten Außenanlagen nach Meinung der Grünen-Politikerin und des Schulleiters noch Luft nach oben: „Das möchte ich grüner haben!, sagt Stefan Müller und verweist auf die angesäte Blühwiese als Vorbild für weitere „wilde“ Zonen auf dem Schulgelände. Die Aufenthaltsqualität im Freien muss generell mehr Wertschätzung erfahren“, sagt Sowa. „Blühwiesen und Bäume statt Beton und Pflastersteinen, das wird auch im Hinblick auf die heißeren Sommer immer wichtiger.“
- In Wunsiedel sieht man, wie lebendig Ganztagsbereiche an Schulen sein können, mit Kickern, Sitzkissen, grünen Innenhöfen. Wir müssen Ganztagsschulen und –bereiche ganz anders denken! Die Schüler*innen sollten sich gern hier aufhalten wollen – ohne darüber nachzudenken, dass sie den ganzen Tag in der Schule verbringen.
- Es gibt immer noch zu viel Beton und Pflastersteine in den bayerischen Pausenhöfen. Ich plädiere für mehr Mut zu artenreichen Blühwiesen und großen Bäumen – für eine wirklich erholsame Pausenzeit.
- Das Schwimmbad konnte auch deswegen erhalten und nun renoviert werden, weil es gleichzeitig Lehrschwimmhalle für andere Gemeinden ist. Sehr sinnvoll! Schulen sollten neben ihrer Bildungsfunktion auch in die Stadtviertel und Nachbargemeinden ausstrahlen und soziale und gesellschaftliche Funktionen übernehmen.